Die Arolsen Archives eröffnen am 18. November 2023, um 15:30 gemeinsam mit dem Verein Gedenkstätte KZ Engerhafe e.V. die Open-Air Wanderausstellung #StolenMemory. Im Mittelpunkt stehen der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an Familien der Opfer zurückzugeben.
Zu sehen ist die Ausstellung in einem aufklappbaren Übersee-Container auf einem Teil des ehemaligen Geländes des KZ-Außenlagers in Engerhafe – heute Parkplatz hinter dem Gulfhof Ihnen. Die Ausstellung wird im Rahmen der jährlichen Gedenkveranstaltung eröffnet, die der Gedenkstättenverein in Kooperation mit der ev.-luth. Kirchengemeinde Engerhafe und der Ostfriesischen Landschaft jährlich ausrichtet, um an die 188 Verstorbenen des KZ-Außerlagers zu erinnern.
„Effekten“ sind persönliche Gegenstände, die Häftlingen bei ihrer Ankunft in den Kon-zentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Oft waren es Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampag-ne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Ange-hörigen. Über 800 Familien konnten seit dem Start der Kampagne 2016 bereits ge-funden werden. Die Ausstellung zeigt Bilder solcher „Effekten“ und erzählt vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten.
Das Ziel der Ausstellung: Aufmerksamkeit und Unterstützung
Unter der Überschrift „Gefunden“ lenkt die Ausstellung den Blick auf persönliche Gegenstände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Sie berichtet vom Verfolgungsweg der einstigen Besitzerinnen und Besitzer und den Rückgaben an ihre Familien heute. Mit dem Smartphone können die Besucherinnen und Besucher über QR-Codes Videoportraits aufrufen, in denen die Angehörigen selbst zu Wort kommen.
Unter der Überschrift „Gesucht“ werden „Effekten“ gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Alle können die Arolsen Archives bei der Rückgabe der Effekten unterstützen und sich selbst auf Spurensuche nach den Verfolgten und deren Familien begeben. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Erinnerungsstücke von knapp 2.500 Personen aus ganz Europa auf.

Der emotionale Wert der Effekten
„Viele Opfer der Nationalsozialisten hinterließen keine materiellen Spuren für ihre Familien, weil die Nationalsozialisten ihnen alles nahmen“, so Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Rückgabe der Effekten sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet: „Einige von ihnen wissen nichts oder nur wenig über diesen Teil der Lebensgeschichte ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten“. Umso wichtiger sei es, dass die Gegenstände in die Familien zurückkehrten.
Ausstellung findet ihre Fortsetzung in Engerhafe
„Wir wissen auch von persönlichen Gegenständen, die KZ-Häftlingen gehörten, die hier in Engerhafe gefangen waren“, erklärt Hilke Osterwald, Vorsitzende des Vereins Gedenkstätte KZ Engerhafe. „2018 konnte der Gedenkstättenverein“, so Osterwald weiter, „dazu beitragen, die Manschettenknöpfe des niederländischen Arztes Willem Flim an seine Tochter zurückzugeben.“ Flim war Häftling des KZ-Außenlagers in Engerhafe und starb bei der Bombardierung der Cap Carcona und Thielbeck in der Lübecker Bucht Anfang Mai 1945.
Ausstellung und Website
Seit August 2020 reist die #StolenMemory-Ausstellung mit mittlerweile vier Containern durch Deutschland und aktuell auch durch Polen und Frankreich. Unterstützt und gefördert werden die Arolsen Archives bei den Wanderausstellungen in Deutschland durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org interessante Einblicke: Kurze, animierte Filme mit ergänzenden Webstories erzählen von individuellen Schicksalen. Diese Materialien wurden speziell für Jugendliche entwickelt und im Juni 2021 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet. Auf der Website steht zudem umfangreiches pädagogisches Material zum kostenlosen Download zur Verfügung, das von Schulen und Bildungseinrichtungen auf allen Stationen der Wanderausstellung genutzt werden kann.
Wo: Auf dem Parkplatz hinter dem Gulfhof Ihnen in Engerhafe, Südbrookmerland
Wann: 18. November bis 6. Dezember 2023
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr
Außerdem:
Mittwoch, 29. November, 19:30–21:00 Uhr
Vortrag im Gulfhof Ihnen „Hoffen auf ein Lebenszeichen. Verschwundene Migrantinnen und Migranten und die Arbeit des DRK-Suchdienstes heute“: Laura Matthausen, DRK-Landesverband Niedersachsen e.V.
Link zur Website #StolenMemory: https://stolenmemory.org/
Pressekontakt:
Anke Münster
anke.muenster@arolsen-archives.org
05691 629–182
Über die Arolsen Archives
Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Sie beinhaltet Dokumente zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes und ist eine wichtige Wissensquelle für die heutige Gesellschaft.
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