NS-Zwangsarbeit und Zwangsarbeitslager in Ostfriesland – Workshopbeitrag II

Bei dem am 18. Mai 2022 statt­ge­fun­denen Workshop über die Geschichte der NS-Zwangs­arbeit und der Zwangs­ar­beits­lager in Ostfriesland hat Dr. Oebele Vries einen Vortrag gehalten, der hier als zweiter Beitrag der Reihe veröf­fent­licht wird.

Abb. 1: Altarbild der Kirche in Ardorf bei Wittmund. Das 1997 von Hermann Buß gestaltete Bild erinnert daran, dass 300 italie­nische Zivil­in­ter­nierte und 1945 auch 400 nieder­län­dische Gefan­genen auf dem Flugplatz Wittmund­hafen Zwangs­arbeit leisten mussten. Foto: Landes­museum Emden.

Das gegen Kriegsende einge­richtete Straf­lager für Nieder­länder in Brockzetel

Von Oebele Vries, Fryske Akademy in Ljouwert/Leeuwarden, Niederlande

Vor gut fünf Wochen, am 10. April 2022, verstarb, im Alter von 96 Jahren, Willem Tjalke Johan Jansen, der letzte bekannte Gefangene des Lagers Brock­zetel, der noch am Leben war. Er war einer der etwa 400 Nieder­länder, die gegen Kriegsende in diesem Lager inter­niert waren. Zu den Gefan­genen gehörte auch der jüngere Bruder meines Vaters. Mein Onkel hat die Lagerzeit zwar überlebt, ist aber dennoch relativ jung verstorben.

Brock­zetel – lange dem Vergessen anheimgefallen

Lange Zeit war das Lager Brock­zetel dem Vergessen anheim­ge­fallen. Erst 1989 erschien das Buch „Aurich im Natio­nal­so­zia­lismus“, heraus­ge­geben im Auftrag der Stadt Aurich. In dem Aufsatz von Manfred Staschen, „Die Arbeits- und Gefan­ge­nen­lager um Aurich und das KZ-Außen­lager in Engerhafe“ ist aller­dings nur die Rede von einem ‘Gemein­schafts­lager’ in Brock­zetel.[i]

Im August 1944 wurden zur Erwei­terung des Rollfeldes des Flugplatzes Wittmund­hafen und zur Besei­tigung von Luftkriegs­schäden 300 italie­nische Soldaten in deutschen Uniformen im Lager Brock­zetel unter­ge­bracht. Es fällt auf, dass die Italiener im Aufsatz von Staschen zunächst als Freiwillige und später als Militär­in­ter­nierte bezeichnet werden, was etwas verwirrend wirkt. Im Buch war zusätzlich eine Skizze des Lagers aufge­nommen, in der es aller­dings nicht als ‘Gemein­schafts­lager’, sondern als ‘Inter­nie­rungs­lager “Brock­zetel”’ bezeichnet wird. Diese Skizze wurde einer Prozessakte entnommen, die bedau­er­li­cher­weise – wie wir noch sehen werden – nicht weiter als Quelle benutzt wurde. In Staschens Aufsatz ist von Nieder­ländern im Lager Brock­zetel jeden­falls nicht die Rede.

Abb. 2: Skizze aus Prozess der Staats­an­walt­schaft Aurich 1951 gegen Fooke Gerdes, der die Wachkom­panie des Lagers Brock­zetel befehligt hatte. NLA AU, Rep. 109 D, 127. Abgedruckt in: Staschen, Die Arbeits- und Gefan­ge­nen­lager um Aurich, 1989, S. 437.

Lager für 400 nieder­län­dische Polizeihäftlinge

Ein Jahr später, also 1990, veröf­fent­lichte ich ein – im Vergleich kleines – Buch in nieder­län­di­scher Sprache, jedoch versehen mit einer deutschen Zusam­men­fassung „Het strafkamp voor Neder­landers in Wilhelms­haven“.[ii] Darin beschrieb ich unter anderem, wie vom 11. März bis zum 6. April 1945 das Lager Brock­zetel opera­tionell als Haftort für etwa 400 nieder­län­dische Polizei­häft­linge diente, die aus dem Straf­lager „Schwarzer Weg“ in Wilhelms­haven dorthin verlegt worden waren. Das Lager Brock­zetel wurde somit gegen Kriegsende zu einer Art Außen­stelle des Lagers Schwarzer Weg. Aus anderer Quelle wissen wir, dass das Lager Brock­zetel, bevor die Italiener kamen, als Kriegs­ge­fan­ge­nen­lager für franzö­sische Inter­nierte einge­richtet worden war, die in der Landwirt­schaft einge­setzt wurden.

Erste Gedenk­zeichen in Wilhelms­haven 1990

Veran­lasst durch das Erscheinen meines Buches 1990 besuchte noch im gleichen Jahr eine Gruppe von nahezu hundert ehema­ligen Gefan­genen der Lager Schwarzer Weg und Brock­zetel die Stätten ihres Leidens, und zwar auf Einladung der Städte Wilhelms­haven und Aurich. Bei dieser Gelegenheit hatte ich ein Gespräch mit dem damaligen Bürger­meister von Aurich. Er zeigte sich immer noch etwas skeptisch, denn im Buch „Aurich im Natio­nal­so­zia­lismus“ wurde ja ein Straf­lager für Nieder­länder in Brock­zetel nicht erwähnt.

In Wilhelms­haven wurde bereits 1990 eine bescheidene Gedenk­stätte für das Lager Schwarzer Weg einge­richtet. Dank der Bemühungen, insbe­sondere von Enno Schmidt, dessen Namen ich hier mit großem Respekt nenne, konnte im Jahre 1995 auch in Brock­zetel eine Gedenk­stätte einge­weiht werden. Seitdem finden hier alljährlich, am gleichen Tag wie in Wilhelms­haven, Kranz­nie­der­le­gungen statt.

Abb. 3: Die vier ehema­ligen Gefan­genen Gerrit Dyk, Alidus Doornbos, Bauke de Boer und Hans Cleophas nach der Kranz­nie­der­legung am Gedenk­stein in Brock­zetel, 31.3.2012. Foto: Gerd-Arnold Ubben.

Die etwa 400 Nieder­länder wurden offen­sichtlich von Wilhelms­haven aus nach Brock­zetel verlegt um die Arbeit der Italiener am Flugplatz Wittmund­hafen zu übernehmen. Die Leitung dieser Arbeit lag, wie auch im Lager Schwarzer Weg, bei der Organi­sation Todt (OT). Rein formal gesehen war das Lager Brock­zetel gegen Kriegsende somit ein mit nieder­län­di­schen Zwangs­ar­beitern (Polizei­häft­lingen) belegtes Arbeits­lager der OT.

Katastro­phale Arbeits- und Existenzbedingungen

Auf dem Flugplatz mussten die Häftlinge Bomben­krater auffüllen und Wege anlegen. Wegen der Bomben­an­griffe auf diese Anlage war die Arbeit dort außer­or­dentlich gefährlich. Die nieder­län­di­schen Gefan­genen mussten auch Arbeiten außerhalb des Flugplatzes leisten, vor allem Erdar­beiten. Am 21. März 1945 fand ein schwerer Angriff auf den Flugplatz statt. Hierbei gab es etliche Tote, zu denen auch ein Insasse des Lagers Brock­zetel zählte, dessen Leiche nicht gefunden wurde.

Man kann nicht behaupten, dass die Gefan­genen im Lager Brock­zetel ständig terro­ri­siert wurden. Hingegen waren die hygie­ni­schen Zustände in diesem Lager katastrophal. Grauen­er­regend waren auch Ernährung und Kranken­ver­sorgung. Unter den Gefan­genen gab es zwar einen Arzt, Dr. Sabbo Woldring, aber dieser war völlig hilflos, da Medika­mente gänzlich fehlten.[iii] Als das Lager am 6. April geräumt wurde – der Flugplatz war mittler­weile durch die Bomben­an­griffe völlig unbrauchbar geworden – war ein großer Teil der Gefan­genen erkrankt. An Krank­heiten waren inzwi­schen sieben Gefangene gestorben. Ein Gefan­gener, Jan Vellinga, wurde erschossen. Auf seinen Fall komme ich noch zurück. Insgesamt sind neun Gefangene des Lagers Brock­zetel ums Leben gekommen.

Mit einem Bleistift­stummel heimlich Tagebuch geschrieben

Ich komme jetzt zur Bespre­chung der Quellen, die ich für meine Beschreibung der Geschichte des Lagers benutzt habe. Es handelt sich erstens um das Tagebuch eines Gefan­genen; zweitens um Erinne­rungen von Gefan­genen, die sie entweder kurz nach dem Krieg oder erst später über ihren Aufenthalt in den beiden Lagern aufge­schrieben hatten und drittens um die mündlichen Mittei­lungen von mehreren durch mich befragte Gefangenen.

Von großer Wichtigkeit ist vor allem das Tagebuch. Bereits in Wilhelms­haven wurde den Häftlingen das Schreiben strengstens verboten. Dennoch gelang es dem Gefan­genen Geert bij de Leij mit einem Bleistift­stummel in einem unauf­fäl­ligen, in seiner Schlaf­pritsche – im Lager Brock­zetel, wo es keine Schlaf­prit­schen gab, im Stroh – versteckten Schreib­block heimlich fast täglich Notizen zu machen.

Prozess gegen Fooke Gerdes vor dem Schwur­ge­richt Aurich 1951

Von aller­größter Wichtigkeit ist jedoch eine zusätz­liche Quelle, und zwar die bereits kurz erwähnte Prozessakte, aus der die im Buch „Aurich im Natio­nal­so­zia­lismus“ abgedruckte Skizze stammte. Es handelt sich um die Akte des 1951 im Schwur­ge­richt Aurich geführten Prozesses gegen den Führer der Wachmann­schaft des Lagers, Fooke Gerdes, ein Volks­schul­lehrer in Moorweg und Religi­ons­lehrer an der Volks­schule in Klein Holum, der überdies kurz zuvor eine Vertretung an der Mittel­schule in Esens übernommen hatte.

Der Akte ist Folgendes zu entnehmen: Gerdes, 47 Jahre alt, diente im Ersten Weltkrieg, wurde durch seine Kriegs­er­leb­nisse danach jedoch zu einem beken­nenden Pazifisten. Vegetarier war er auch. Der christ­liche Glaube war ihm sehr wichtig. Er war Mitglied eines „Mensch­heits­bundes“, der sich durch eine besondere Achtung vor dem Leben und der Würde des Nächsten auszeichnete. Ich sehe in ihm einen idealis­ti­schen Menschen, der sein Leben an hohen Prinzipien ausge­richtet hatte. Aller­dings wurde er 1941 Mitglied der NSDAP, nach seiner eigenen Erklärung aus Furcht, sonst als Lehrer entlassen und zum Wehrdienst einge­zogen zu werden. Gegen Kriegsende, Mitte März 1945, wurde er vom Kreis­leiter der NSDAP Wittmund, Diedrich Oltmanns aus Friedeburg, als Kompa­nie­führer des Volks­sturmes Moorweg mit der Führung der Wachmann­schaft des Lagers Brock­zetel beauf­tragt. Die Wachmann­schaft wurde vom Volks­sturm, die Lager­leitung von der OT gestellt. Die Lager­leitung unter­stand aller­dings dem Chef der Wehrmacht in Wittmund­hafen. Die Aufgabe, vor die sich Gerdes gestellt sah, war eine schwere. Nach eigenen Angaben wurde ihm und seinen Volks­sturm­männern gesagt, sie hafteten mit dem Kopf für jeden geflüch­teten Holländer. Und es flüch­teten etliche.

Der tödliche Schuss auf Jan Vellinga

Ein schlimmer Fall ereignete sich während des schweren Bomben­an­griffs auf Wittmund­hafen am 21. März 1945. Vier nieder­län­dische Gefangene sollen sich Zugang in ein Bauernhaus verschafft haben, den 73-jährigen Besitzer einge­sperrt und sich dann satt gegessen haben. Die vier wurden aufge­griffen. Ihr Verhalten wurde als Raub einge­stuft und es kam dann der Befehl, wohl vom NSDAP-Kreis­leiter Oltmanns, die vier „umzulegen“. Die Lager­wache weigerte sich jedoch, den Befehl auszu­führen. Die vier landeten im Arrest.

Während einer abend­lichen Lagebe­spre­chung, bei der es vermutlich vornehmlich um diesen Vorfall ging, wurde gemeldet, dass ein weiterer Gefan­gener geschnappt worden war, der während der Arbeit fortge­laufen war. Dieser wurde zunächst zu den anderen vier in den Arrest­bunker gesperrt. Nach der Lagebe­spre­chung gingen Gerdes und sein Stell­ver­treter, der Volks­schul­lehrer Wilhelm Derwig aus Utarp, zusammen hinaus. Sie ließen den Flüchtling, den 22-jährigen Jan Vellinga, aus dem Bunker holen. Gerdes und Derwig ließen sich dann von ihm die Stelle zeigen, wo er nach seiner aussichts­losen Flucht versucht hatte, sich unbemerkt wieder in das Lager zurück zu schleichen. Er wurde an Ort und Stelle erschossen.

Abb.4: Das Todes­opfer Jan Vellinga (1922–1945) war Tischler aus Franeker/Westfriesland. Er wurde Ende 1944 verhaftet, weil er einen Baum an einem öffent­lichen Wege gefällt hatte. Er brauchte Brennholz für seine Mutter, die kein Heizma­terial mehr hatte. Jan kam zunächst nach Leeuwarden, Groningen und anschließend über das Lager Schwarzer Weg nach Brock­zetel. Foto: Ostfriesland-Magazin 2003.

Wer erschoss Jan Vellinga?

Nach dem Krieg erhob der Arzt Dr. Woldring bei den nieder­län­di­schen Behörden schwere Anschul­di­gungen gegen Gerdes und Derwig wegen Mordes an Jan Vellinga. Derwig war aller­dings Ende 1945 gestorben, so dass nur Gerdes, der kurz nach Kriegsende wegen seiner Partei­zu­ge­hö­rigkeit aus dem Schul­dienst entlassen worden war, Ende 1947 verhaftet und an die Nieder­lande ausge­liefert wurde. Jedoch wurde das Verfahren gegen ihn nach anderthalb Jahren wegen Mangels an Beweisen einge­stellt und er wurde aus der Haft entlassen.

Dann geschah etwas völlig Unerwar­tetes: am 16. Dezember 1949 beantragte der Entna­zi­fi­zie­rungs­aus­schuss in Aurich bei der Staats­an­walt­schaft die Wieder­auf­nahme des in Holland abgeschlos­senen Verfahrens gegen Gerdes. Jetzt kam es tatsächlich zu einem Prozess. Der ehemalige Kommandant der Wachmann­schaft wurde wegen gemein­schaft­lichen Mordes und Verbre­chens gegen die Mensch­lichkeit angeklagt. Gerdes sagte aus, nicht er, sondern sein Stell­ver­treter Derwig habe den tödlichen Schuss abgegeben. Er wurde vom Schwur­ge­richt Aurich am 17. November 1951 freige­sprochen, wiederum aus Mangel an Beweisen.[iv]

Eine ganz andere Person als die ich von den Fotos aus der Prozessakte kannte

Viele Jahre später, 2003, als Gerdes schon längst verstorben war (†1977), hatte ich während der Busfahrt nach Wilhelms­haven und Brock­zetel zur jährlichen Gedenk­feier ein Gespräch mit einem der ehema­ligen Gefan­genen des Lagers, Pieter Dijkstra. Er hatte sich mir gegenüber von Anfang an äußerst negativ über Gerdes ausge­lassen, den er ohne jede Spur von Zweifel für den Mörder von Jan Vellinga hielt. Seine Aussage war für mich nicht bestreitbar, wenn sie auch nicht zu dem Bild passte, das ich mir von Gerdes inzwi­schen gemacht hatte, denn ich kannte Dijkstra als einen der Bestin­for­mierten aus dem Kreis der ehema­ligen Gefan­genen. Während unseres Gespräches fragte ich ihn, wie Gerdes denn eigentlich ausge­sehen habe. Er beschrieb dann eine ganz andere Person als die ich von den Fotos aus den Prozess­akten kannte. 

Dijkstra war dann plötzlich davon überzeugt, dass es nicht Gerdes, sondern Derwig war, der den tödlichen Schuss abgegeben hatte. Seine Beschreibung, so stellte sich im Nachhinein heraus, passte tatsächlich ziemlich genau auf Derwig. Dijkstra erklärte sich sogar bereit, seine Aussage, falls erfor­derlich, zu beeiden. Johannes Diekhoff, der langjährige Leiter des Europa-Hauses in Aurich zu dem wir eine gute Verbindung hatten, berichtete 2003 unter dem Titel „Späte Entlastung vom Mordvorwurf” ausführlich über Dijkstras Aussage.[v] Ein Sohn von Gerdes hat danach an einer der nächsten Gedenk­feiern in Brock­zetel teilge­nommen. Zu einer Beeidung von Dijkstras Aussage ist es aller­dings nicht gekommen.

„In stiller Anteilnahme“

Als wir am 5. April 2014 wieder zur jährlichen Kranz­nie­der­legung in Brock­zetel eintrafen, lag an der Gedenk­stätte ein Brief­um­schlag mit einem Zettel folgenden Inhalts: “In stiller Anteil­nahme an den Tod des noch so jungen Jan Vallinga. Es war hinter­häl­tiger Mord! Gezeichnet: Ernst Tannen, Nordenham.“

Nach meiner Rückkehr setze ich mich mit Herrn Tannen in Verbindung. Er war – so stellte sich heraus – Justiz­ober­amtsrat in Ruhestand und langjäh­riges Kreis­tags­mit­glied. Ich lud ihn danach zur Gedenk­feier des nächsten Jahres ein. Am 11. April 2015 hat Ernst Tannen dann am Gedenk­stein erzählt, was hier vor siebzig Jahren geschehen war. Ich zitiere den Bericht aus den Ostfrie­si­schen Nachrichten vom 13.4.2015:

“Ich trete nicht als Zeitzeuge auf. Aber mein Vater war hier Wachmann und erzählte, wie der Schul­meister Wilhelm Derwig hier jemanden ermordete”. Tannen selbst war zur Kriegszeit Schüler von Derwig und hatte ihn als treuen Partei­gänger in Erinnerung.

Auch in dem nur kurz existie­renden Lager wurde schwer gelitten

Abschließend möchte ich noch Folgendes bekräf­tigen. Trotz des Falles Vellinga kann man nicht sagen, dass im Lager Brock­zetel ständiger Terror herrschte. Die meisten Volks­sturm-Wachmänner waren nach Aussagen von mehreren Gefan­genen alles andere als fanatisch. Die schlimmsten Feinde der Gefan­genen waren die katastro­phalen hygie­ni­schen Zustände, die mangelnde Ernährung, die fehlende Kranken­ver­sorgung, die ständige Ungezie­fer­plage sowie die gefahr­volle Arbeit am Flugplatz. Aber auch in solch einem Lager konnte es, wie die Erschießung von Jan Vellinga zeigt, zu einem Akt des Terrors kommen. Und auch in diesem kleinen, nur kurz existie­renden und langen völlig verges­senen Lager wurde schwer gelitten.


[i]  Vgl. Manfred Staschen, Die Arbeits- und Gefan­ge­nen­lager um Aurich und das KZ- Außen­lager in Engerhafe, in: Herbert Reyer (Hrsg.), Aurich im Natio­nal­so­zia­lismus, Aurich 1989, S.421–446, hier: S. 437.

[ii] Oebele Vries, Het strafkamp voor Neder­landers in Wilhelms­haven. Dagboek en herin­ne­ringen januari – mei 1945, Assen 1990.

[iii]  Dieser Dr. Woldring sollte als hervor­ra­gender Krebs­for­scher nach dem Krieg noch eine glänzende Karriere in den Verei­nigten Staaten machen.

[iv] Das Urteil wurde anony­mi­siert veröf­fent­licht, in: Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Straf­ur­teile wegen natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Tötungs­ver­brechen 1945–1966, Bd. IX, Amsterdam 1972, S. 299 ff. Der Fall Jan Vellinga wurde litera­risch verar­beitet durch Erhard Brüchert, Frost­fieber in Friesland. Roman zur Elfsteden­tocht, Norden 1999, S. 123–125 und 143–154.

[v] Johannes Diekhoff, Späte Entlastung vom Mordvorwurf, in: Ostfriesland-Magazin, Norden 2003 (Nr. 5), S. 40f; auch in: Heimat­kunde und Heimat­ge­schichte, Aurich 2005 (Folge 3), S. 1f.